
Historisches Kunstwerk – Luftaufnahme vom Petrus auf der Turmspitze der Stiftskirche Baden-Baden.
Faszination von natürlichem Licht und Schatten
Torben Beeg ist Architekturfotograf aus Leidenschaft
„Es ist nicht meine erste Kirche, aber die herausforderndste“, erklärt Torben Beeg. Der renommierte Architekturfotograf aus Baden-Baden hat die Sanierung der Stiftskirche Am Markt vom Anfang bis zum Ende fotografisch begleitet.
Der gebürtige Deutsch-Kanadier kam als Fünfjähriger mit seinen Eltern nach Baden-Baden. Sein Vater war passionierter Hobbyfotograf und hat dadurch die Kindheit seines Sohnes stark geprägt. Als der Großvater ihm bereits im zarten Alter von zwei (!) Jahren seine erste Kamera schenkte, war dies der Beginn einer lebenslangen Leidenschaft. Nach dem Abitur zog es Torben Beeg wieder in die Heimat. „Ich sehe mich als Deutsch-Kanadier und fühle mich diesem Land tief verbunden. Ich hatte einfach das Bedürfnis, wieder dort zu leben, wo ich geboren bin und so schöne Kindheitserfahrungen gemacht habe“, erzählt er.
In St. Catharines bei den Niagarafällen studierte Beeg Filmwissenschaften und Theater. Den Hang zum Theater verdankt er ebenfalls seinem Vater, der ihn bereits als Kind zu Aufführungen im Theater Baden-Baden mitnahm. „Das Interieur hat mich so stark beeindruckt, dass ich in der Schule in der Theater AG aktiv war“, erinnert er sich. Die letzten Jahre vor seiner Rückkehr nach Baden-Baden lebte Beeg in Toronto, wo er in der Filmindustrie als Produktionsassistent gearbeitet hatte. Wegen der Finanzkrise 2008 ging er erneut nach Baden-Baden. „Als der US und CAN Dollar Parität erreichten und sich immer mehr Streiks anbahnten, sah ich für meinen Beruf in Kanada keine Zukunft mehr“, begründet er seinen Entschluss.
Zurück in Baden-Baden stieg Torben Beeg in die Unterhaltung beim Fernsehen ein, wo er unter anderem Produktionsleiter beim Dokumentarfilm „Die Turmuhr zu Mekka” war. Noch in Kanada hatte er ein Praktikum bei einem Fotografen gemacht und in Baden-Baden ein zweites, da er sich zunehmend stärker zur Fotografie hingezogen fühlte. Bildkomposition und Lichtsetzen kannte er durch sein Studium. „Die Prinzipien von Film und Theater sind denen der Fotografie sehr ähnlich“, so Beeg. Sein damaliger Berufswunsch, als Regisseur Filme zu machen, rückte immer mehr in den Hintergrund. „Im Endeffekt war das nicht mein Ding. Heute weiß ich, dass ich als Fotograf auf dem richtigen Weg bin“, betont er. Er arbeitet seit fünf Jahren erfolgreich als selbstständiger Fotograf.
Anfänglich habe er so ziemlich alles fotografiert, doch es kristallisierte sich heraus, dass er am liebsten Architektur aufs Bild bannt. „Auch Kirchen, darunter die Evangelische Stadtkirche und die Stourdza-Kapelle. Doch die Stiftskirche ist der erste Sakralbau, dessen Renovierung ich von A bis Z fotografisch dokumentiert habe“, so Beeg. Es sei in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung gewesen, auch in persönlicher. So musste er seine Höhenangst überwinden, um das Turmgerüst zu besteigen, damit er die Handwerker und Detailaufnahmen fotografieren konnte. Als Petrus zur Restaurierung von der Kirchturmspitze genommen wurde, sollte in 65 Meter Höhe das Ganze dokumentiert werden. Als es dann soweit war, mit dem Aufzug wieder herunterzufahren, blieb er allein zurück, da nur eine begrenzte Anzahl von Personen mit dem Fahrstuhl fuhren durften. „Leider hatte man mich vergessen und ich musste eine gefühlte Ewigkeit warten, bis man mich holte“, lacht er. Nach dem Motto „den Teufel durch Beelzebub austreiben“ hat ihn dieses Erlebnis offensichtlich von seiner Höhenangst geheilt. „Danach konnte ich jedes Gerüst problemlos besteigen, um zu fotografieren“, bestätigt er.
Was Torben Beeg an der Architekturfotografie fasziniere, sei das Spiel von natürlichem Licht und Schatten, die Geduld, die man mitbringen müsse, um den richtigen Moment zu treffen und vor allem die Geschichte, die mit der Architektur verbunden ist. Dazu passt sein nächstes Projekt: ein Bildband aus Baden-Baden über die Great Spa Towns of Europe.
Faktenbox
Torben Beeg wurde 1977 in Ottawa, Kanada geboren, verbrachte dort die ersten fünf Jahre seines Lebens, bevor er mit seiner Familie nach Baden-Baden zog. Hier ging er zur Schule, machte 1997 auf dem Pädagogium sein Abitur und zog ein Jahr später nach Kanada zurück, um an der Brock University in St. Catharines Filmwissenschaften und Theater zu studieren. Sein ungewöhnlicher Werdegang zur Architektur- und Interieurfotografie begann 2018 mit dem UNESCO Welterbeantrag der Stadt Baden-Baden, für die er die wichtigsten Sehenswürdigkeiten fotografierte. Mehr über ihn, erfahren sie hierBiografie.
Author: Veruschka Rechel, Badisches Tagblatt – 30.03.2023